Neuromancers Schreibwerkstatt

Neuromancers Schreibwerkstatt

Die beste Geschichte zum Thema 2050 ist...

Wow,
das Jahr 2050 verspricht interessant zu werden, auf jeden Fall wenn man den Ideen in euren Geschichten folgt. Da wird der globale Müll in Tannenduft umgewandelt, man trifft Herrn Pastelman und einige Timologen, das Schnabeltier Neuromanni huscht durch die zu Büros umgebauten Gymnasien (die werden nämlich abgeschafft) und die außerirdische Rasse der Blargs nimmt Kontakt auf. Nicht zu vergessen die Stadt Ozone, in der der 3te Weltkrieg ausbricht.
Um es kurz zu sagen: Fantastische Geschichten wurden wieder eingereicht, auch wenn natürlich wieder einige versucht haben zu betrügen.
Nehmt euch über Weihnachten ein bißchen Zeit und lest die Geschichten, es lohnt sich.

An dieser Stelle muss ich allerdings wieder einmal darauf hinweisen, dass geklaute Geschichten nicht nur gelöscht werden, nein, außerdem wird man dauerhaft vom Wettbewerb ausgeschlossen. Also laßt es einfach.

Das Thema der nächsten Schreibwerkstatt ist, Im Auge des Drachen
Hier gehts zur Gruppenseite
Zeit habt ihr bis zum 6. Januar. um 16:00

Hier ist die Siegergeschichte von Sir.Sims, die zwar etwas lang ist *Mit dem Zeigefinger wackel*, aber trotzdem toll.
cheerio,
Neuro

Sir.Sims

D i e / g l ä s e r n e n / S c h l a n g e n


Es ist ein unheimliches Gefühl, aufzuwachen ohne zu wissen wo man sich befindet. Dieses Gefühl hat Sam Mas jeden Morgen. Es gibt morgens keine Sonnenstrahlen, die einen auf der Nasenspitze sanft kitzeln, keine prasselnden Regentropfen gegen das Fenster, die einen wecken. Denn es gibt keine Fenster. Nur Türen, die vom Zimmer auf den Gang und vom Gang in riesige Fahrstühle führen. Die Fahrstühle bringen einen dann auf die sterilen Betonstraßen, die sich allesamt unter dem Himmelszelt aus Metall an klobigen Hochhäusern vorbeischlängeln.
"Wie muskulöse Schlangen, die mich im Schlaf erwürgen. Nein, besser noch! Diese Verräter sind wie dünne, aber hochgiftige Schlangen. Sie stacheln alle Bewohner gegeneinander auf, nur damit sie nach einem Krieg an die Macht kommen! Das sind Schlangen die sogar während meiner Arbeit in meinen Mantel schleichen und mich in 'ne verdammt noch mal bessere Welt befördern."
Das Gesicht des alten Exzentrikers wurde plötzlich erschreckend rot und war mit Wut gefüllt wie ein überschäumendes Gebräu. Es wäre nun wohl die beste Idee, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen, dachte Sam und das ihm wahrsten Sinne des Wortes. Sein Blick wanderte noch auf einen eingerahmten Spruch von Albert Einstein an der Wand:
"Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen."
Sam kommentierte den Spruch mit einem leisen Lacher, ehe er seinen Putzwagen und den Besen nahm und den Staub im Büro einfach Staub sein lies. Die Tür schloss er leise ab. Als der Alte im Büro nach Sam und dem Staub, den er vergessen hatte, zu schreien begann, war dieser schon im Aufzug nach unten. Er vernahm nur noch seinen Namen mit einer Stimme, welche die komplette übrig gebliebene Weltbevölkerung hätte taub machen können. Dann war nur noch der Lärm von der Straße zu hören und das Klicken des Dynamo-Besens, der in die Verankerung im Putzwagen einrastete.

"Ich raste gleich aus!" schrie Sam Mas vor seiner Wohnung. Erst als er sah, dass eine junge Frau mit einem dieser neuen schwebenden X25-Kinderwagen vorbei kam, senkte er seine Stimme
abrupt. Der Alte hatte seine Wohnung an dem Zentralrechner im Büro verriegelt. Eine LED-Nachricht blinkte auf: "Erst die Arbeit, mein Freund."
Sam Mas war knapp davor, in seine eigene Wohnung einzubrechen, überlegte es sich dann jedoch anders und wendete sich mit einem Blick auf seine federleichte Nano-Uhr wieder dem Aufzug, der auf die Straße führte, zu. Es war 20:50 Uhr. Gegen 21:00 Uhr wurde der künstliche Sonnenuntergang simuliert, bis es in dem Stadt-Komplex dunkel wurde und die Sonnen-Scheinwerfer ihr Licht nur noch auf ein ganz schwaches Blau abschalteten waren es noch rund 2,5 Stunden. Sam kam am Aufzug an, betätigte den Schalter und wartete. Er sah der jungen Frau nach. Die Welt hatte sich gewaltig verändert, dachte er bei sich. Er kannte Bilder von seinen Eltern. Vor der Katastrophe. Sie wohnten in einem Vorort von New York und die Bilder waren so echt und vor allem anders als diese Realität. Nach dem unerwarteten Klima-Fallout im Jahr 2020, der weltweit Naturkatastrophen folgten, war die Regierung gezwungen, Bunker in Form von ganzen Städten zu errichten. Denn laut anerkannten Klimaexperten sollten im Jahr 2021 weitere gigantische Katastrophen folgen. Niemand weiß, wie viele dieser unterirdischen Städte es gibt, geschweige denn was mit der Erde wirklich passiert ist. 2 Tage vor Ausbruch der tödlichen Katastrophen wurden die Tore weltweit geschlossen. Es musste mindestens 90% der ganzen Weltbevölkerung gestorben sein. Sam kam plötzlich der erschreckende Gedanke, was wohl passieren würde, wenn in einer der hermetisch abgeriegelten Städte eine Art Bürgerkrieg ausbrechen würde. Keiner könnte entkommen. Er verdrängte diesen schon oft gehörten Gedanken schnell wieder. In der Zeit, in der die höher gestellten Menschen in den Städten Unterschlupf fanden, wurde an der Oberfläche der dritte Weltkrieg um die letzten Nahrungsmittel ausgetragen Insgesamt lebten vor den ganzen Katastrophen 12 Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Das Klingeln des Fahrstuhls und die sich öffnenden Türen brachten Sam zurück in die Realität. In das Jahr 2052.
Als er sich im Fahrstuhl befand, drückte er erneut einen Schalter und das durchsichtige Monster setzte sich in Bewegung. Unter sich sah er schon das rege Treiben auf der Straße. Er sah wieder auf. Werbung an beiden Wänden im Fahrstuhl. Es wurde für eine sensationelle Neuerung geworben. Einen 50 Zentimeter über dem Boden fliegenden, sportlichen Roller. Damit war es wahrscheinlich nicht mehr lange hin bis zu den legendären „fliegenden Autos“. Die andere Seite schaltete plötzlich ab und die LED-Werbung verschwand. Sam sah nur für den Bruchteil einer Sekunde, dass es sich um eine Zahnpasta-Werbung gehandelt haben musste. Da öffneten sich die Fahrstuhltüren mit dem bekannten Klingeln erneut und Sam blieb nur wenig Zeit auf der Straße zu verweilen. Er rannte direkt in Richtung Regierungs-Komplex. Die Straße war reg gefüllt. Es tummelten sich hier Menschen aller Art. Sam sah nach oben. Es gab sogar künstliche Wolken, die das hohe Metall-Himmelszelt verdeckten. Ein schwebender Roller sauste über Sam hinweg. Er duckte sich und schrie ihm mit gehobener Faust nach. „Nur nicht aufregen, schnell noch das Büro vom alten Vize-Bürgermeisters komplett säubern und dann wird er mir meine Haustür entriegeln."
Sam war nicht bewusst, dass er diesen Satz leise vor sich hin murmelte.

"Da sind Sie ja endlich!" fauchte ihn der angegraute Vize-Bürgermeister dieser Stadt (sie heißt übrigens Ozone) an. "Es tut mir Leid Mr.Greenwich, Sir."
Sam rastete seinen Dynamo-Besen aus der Halterung heraus und begann vor der Tür, die in das helle und moderne Büro führte, zu fegen. Es war schwer den Blick auf den Boden zu richten. Hinter dem Schreibtisch des Vize-Bürgermeisters Greenwich erstreckt sich eine gigantische Fensterwand. Man hatte freien Blick auf einen beachtlichen Großteil von Ozone. Riesige Hochhäuser wechselten sich mit schwebenden Werbeplattformen und gläsernen Fabriken ab. Die künstliche Sonne ging gerade hinter einer dieser gläsernen Fabriken unter. Der Anblick war mit einem Wort zu beschreiben: atemberaubend.
Das ganze Büro war in diese wohlig warme Atmosphäre der untergehenden Sonne getaucht. Sam hatte sich schon oft gefragt, warum die Bewohner in ihren Apartments keine Fenster haben. Nur die Fabriken und Bürogebäude bestanden zu Großteil aus Glas, während die Schwindel erregend hohen Wohnkomplexe nur aus massiven Wänden und großflächigen Werbepostern an den Seiten gebaut waren. Sam blickte wieder zum Boden, während im selben Moment die Tür hinter ihm mit einem harten Ruck aufgeschlagen wurde. Die Tür schlug Sam gegen den Rücken und er wurde zu Boden geschleudert. Sam und Greenwich waren zu diesem Zeitpunkt alleine im Büro. Sam konnte seinen Kopf vor dem Aufprall am Boden mit seinen Armen schützen. Was auch immer die Tür hinter ihm aufgerissen hatte, es konnte kein menschliches Wesen gewesen sein. Sam drehte sich auf den Rücken und sah der Gestalt direkt in die Augen. Diese waren leer und ohne jegliches Leben gefüllte Augen. Vor ihm stand ein fast zwei Meter hoher, glänzender Roboter. Das Monstrum blickte zum Schreibtisch - im selben Moment fing Greenwich an zu schreien. Man hörte eine nackte Verzweiflung aus diesem Schrei heraus. „Ein Anschlag!“
Die bohrerförmigen Arme des glänzenden Monsters knirschten, als sie aufgerichtet wurden. Sam rutschte mit letzter Kraft zur Seite, der Roboter holte auf verstörende Art und Weise Anlauf, Greenwich stand mit einem Sprung auf und sein Stuhl kippte zur Seite. Mit einer unfassbaren Geschwindigkeit schoss der Roboter durch den Raum, durchbrach den Schreibtisch und verfehlte Greenwich mit seinem tödlichen Arm nur um Millimeter. Greenwich war zur Seite gesprungen und der Roboter konnte nicht mehr bremsen. Er durchbohrte die große Glaswand. Ein ohrenbetäubendes Knirschen und Krachen war zu hören.
Sam saß fassungslos in der hintersten Ecke des Raumes und sah, wie die gesamte Glaswand tausende Risse bekam. Durch die Scheibe mit Blick auf die im Sonnenuntergang eintauchende Stadt, sah es so aus, als würde ganz Ozone zerbrechen. Der Roboter steckte noch immer in der Scheibe. Plötzlich waren fremde Töne zu hören und ein dritter Arm wurde ausgefahren. Mit noch schnellerer Geschwindigkeit schoss ein Metall-Seil aus dem Arm heraus und umwickelte Greenwichs rechtes, seidenes Hosenbein. Sam wurde mit einem Mal klar, dass er eingreifen musste. Ein aufweckender Adrenalinschub durchschoss Sams Körper und er rannte zu Greenwich durch das Büro. Es waren noch immer keine Sicherheitskräfte gekommen. Was ging hier nur vor, dachte Sam als er knapp vor Greenwich stand und die Glaswand nachgab. Wie ein Sturm aus Diamanten und Regen brach die Scheibe ein und unzählige Splitter hagelten auf sie herab und an ihnen vorbei. Greenwich schrie noch immer unaufhaltsam und hysterisch. Sam hob den Arm vor sein Gesicht. Der Wind von draußen wehte in das Büro hinein. Der Roboter stand noch immer an der selben Stelle, knapp vor dem Abgrund - hunderte Meter in die Tiefe. Dann fuhr der dritte Arm das Seil wieder ein und im selben Moment als Sam nach Greenwichs Arm greifen wollte, wurde dieser mit dem Seil um sein Bein mitgezogen. Dieser Roboter will aus irgendeinem Grund alles daran setzen, dass Greenwich stirbt, dachte Sam und der Schweiß rann seine Stirn wie Bäche hinunter. Und wenn Greenwich ermordet wird, bricht die ganze Stadt in das totale Chaos! Greenwich lag nun ebenfalls am Abgrund in den Scherben der Glaswand. Der Sturm aus Diamanten und Regen hatte sich gelegt und Sam überlegte mit Hochdruck, wie er Greenwich in den nächsten Sekunden vor dem sicheren Sturz in den Tod retten konnte. Der Roboter setzte erneut zum Anlauf an. Er würde sich selbst opfern, aus dem 52. Stock rasen
...nur damit der Vize-Bürgermeister ebenfalls stirbt.
"Abschalten!" schrie Sam völlig überraschend. Ich muss den Roboter abschalten, dachte er dann zu sich. Eine Art Timer an der glänzenden Seite des Auftrag-Roboters zeigte einen Countdown an: "8"
Noch 7 Sekunden, dachte Sam, als sich die „8“ mit einem Klicken in eine noch gnadenlosere „7“ veränderte. Der Roboter würde bei 0 mit Greenwich an der Leine losrasen. Sam erreichte den Abgrund. „5“
Greenwich sah ihn am Boden liegend und vor Angst keuchend in die Augen. "Bitte, meine Frau braucht mich." „4“
Sam stand direkt hinter dem Roboter, er sah hunderte Knöpfe. "Verdammt!" „3“
"Ziehen Sie ihm eines über sein leeres Hirn!" schrie Greenwich mit letzter Kraft. „2“
Sam fasste blind auf den Boden und hatte einen halben Stahlträger in der Hand. „1“
Er hob den Träger in die Luft, über seinen Kopf und wuchtete ihn wie einen Baseballschläger mit einem letzten Schrei nach vorne. „0“
Noch bevor der Stahlträger den glänzenden Kopf erreichte und die Null richtig sichtbar war, setzte sich der Roboter wie eine Düsenrakete in Bewegung, der Schlag verfehlte komplett und die leere Blechbüchse hatte bereits keinen Boden mehr unter sich, Greenwich wurde geradewegs mit in den atemberaubenden Sonnenuntergang und die endlose Tiefe unter sich gezogen. Sein hallender Schrei fuhr Sam durch Mark und Knochen.

Sam öffnete seine Augen erst wieder als er wenige Sekunden danach dieses metallisches Knirschen vernahm. "Er hat es geschafft!" schrie Sam voller Freude. Greenwich hatte den Mittelteil des Seils mit einem geschickten Knoten um einen intakten Stahlträger, der sich in der Glaswand befunden hatte, gebunden. Sam hielt sich an dem Träger mit einer Hand fest und sah nach unten. Ihm wurde schwindelig, als er in dieser Höhe unendlich weit unten den Verkehr hören konnte. Das Seil führte doppelt hinunter, an der einen Seite hing der Roboter, aus dessen Arm das Seil kam, am anderen Ende des Seiles baumelte Greenwich mit dem Kopf nach unten. "Ich werde fallen!" drangen seine Schreie nach oben zu Sam. Im selben Moment, als ihm Sam antworten wollte, hörte er hinter sich Schritte. Er wich instinktiv nach hinten. Jetzt konnte es doch nicht noch schlimmer werden! Der dritte Weltkrieg war schon längst vorbei und außerdem wurde er an der Oberfläche ausgetragen, dachte Sam etwas scherzhaft. Der Sicherheitsdienst wurde alarmiert und einige Männer mit abgedunkelten Brillen tauchten hinter ihm auf. "Gott sei dank!" atmete Sam auf. Sie hatten einen Sicherheits-Bot bei sich. Sam kannte diese Bots. Es waren kleinere Formen von Robotern.
"Endlich kommt jemand!" keuchte Sam weiter erleichtert. "Mr.Greenwich wurde Ziel eines Attentats. Ich bin hier nur für den Putzdienst zuständig."
"Was genau ist passiert? Wo ist der Vize-Bürgermeister?" fragte einer der Sicherheitsmänner, er sprach sehr ruhig.
"Er wurde von einem beauftragten Roboter attackiert und... baumelt nun an einem Stahlseil über Ozone."
"Wie bitte?" der Sicherheitsmann klang nun so als hätte er sich verschluckt. Die ganze Truppe eilte automatisch zu dem Abgrund, an dem sich die Glasfront einmal befunden hatte. "Oh mein Gott." stammelte einer der Männer. Sam verkam nun zur Nebenperson, zum Zeugen. Einer der Männer fing an den Sicherheits-Bot zu programmieren. Er drückte an ihm einige Knöpfe und gab zwei Codes ein. Wenige Augenblicke später fuhr der Bot einen Arm aus, rollte zu der Seite des Seiles, an der Greenwich hing und noch immer verzweifelt schrie und schien das Seil langsam aber sicher mit seinem Arm aufzuwickeln.
"Was glauben Sie, wer diesen Roboter damit beauftragt hat, Mr.Greenwich zu ermorden?" fragte Sam.
"Sir, das gilt es womöglich nun herauszufinden. Der Anschlag vervollständigt wahrscheinlich..." der Sicherheitsmann wurde durch das "Pssst!" eines Kollegens unterbrochen. "Sir, es tut mir Leid. Es steht uns nicht zu Außenstehende über diese streng vertraulichen Informationen, die innerhalb der Regierung kursieren, zu informieren."
Sam senkte den Kopf. Er hatte schon überlegt, was wohl passieren würde, wenn innerhalb dieses Ameisenhaufens "Ozone", aus dem niemand je entkommen würde, ein Bürgerkrieg entbrennt. Es gäbe dann kein Entkommen und jeder Bewohner würde wohl seinen Nachbarn verfolgen, damit er sicher sein konnte, dass dieser nicht vom Ozone-Staat ist. Unvorstellbar, wie sich die Bewohner und die Sicherheitskräfte der Regierung dann gegenseitig in modernen Restaurants und Bars kalt machen würden. Die ganze verdammte Stadt würde sich dann in ein Schlangennest verändern! Womöglich hatte dieser Anschlag auch damit zu tun. Denn warum sollte die Regierung von Ozone den eigenen Vize-Bürgermeister tot sehen wollen? Gerade erinnerte er sich an das sorgenvolle Geschrei von Greenwich, wegen dem er vor einer Stunde sein Büro verlassen hatte. "Sie stacheln alle Bewohner..." flüsterte Sam leise
"gegeneinander auf, nur damit..."
Eine gewaltige Erschütterung zerstörte alle Gedanken die Sam in diesem Moment vor seinem geistigen Auge hatte. Und sein einziger folgender Gedanke war: "Greenwich! Er stürzt ab!"

Schlangen. Jeder einzelne Bewohner zieht einen langen Schwanz hinter sich her. Es sind keine organischen Schlangen mit einer Haut. Eher Schlangen aus einem dünnen Glas. So leicht zu durchschauen. Und zerbrechlich! Oh! Zerbrechlich wie ein Schneekristall!
"Der Vize-Bürgermeister John Greenwich ist tot." prangte es an den Seiten der Wohnblöcke.
Auf den Straßen waren keine Autos mehr zu sehen, keine Menschen mehr, die einkaufen gingen. Nur riesige, brennende Schutthaufen, Verbarrikadierungen und menschliche sowie auch robotische Überreste. Nachdem Greenwich abgestürzt war, verzog sich Sam umgehend in sein Apartment. Die Tür konnte nur er von innen öffnen. Die Zeit darin kam ihm wie 41 Jahre vor. Diese Vorstellung amüsierte ihn, denn in Wirklichkeit war es höchstens ein Monat gewesen. Wie weit kann sich ein Mensch noch verkriechen? Immer wieder klopfte es gegen seine Tür. Es waren verzweifelte Schreie und danach grauenerregende Schüsse zu hören. Der Tod des Vize-Bürgermeisters veränderte Ozone tatsächlich in ein Nest voller Schlangen, die sich gegenseitig in einer zerstörten Welt zu durchschauen und zu bekämpfen begannen. Die Gruppierungen von Ozone schoben sich an dem inneren Anschlag die Schuld gegenseitig in die Schuhe. Sam dachte, die zerstörte Oberfläche, die er irgendwann betreten würde, sei die Erde. Jetzt war es seine eigene Heimat.
Es wurde Zeit, an die Oberfläche zu dringen. Sam öffnete seine Tür mit allem Mut, den er aufbringen konnte und er musste mit geschlossenen Augen unweigerlich an das Zitat
denken, welches er vor einiger Zeit noch im Büro von Greenwich gelesen hatte.
Seine Tür fuhr zur Seite und Sam hatte Angst vor dem Anblick auf dem Flur.
Er öffnete seine Augen trotzdem. Nichts war zu sehen, außer einem makellosen Flur. Er trat aus seinem Apartment heraus und blinzelte den Strahlen der untergehenden Sonne entgegen. Der Mechanismus war an diesem Tag vor einem Monat anscheinend stehen geblieben und über Ozone herrschte nun schon die ganze Zeit Sonnenuntergang. Irgendetwas brachte Sam in dieser Form von Tagtraum zum Blinzeln. Seine Augen waren für den Bruchteil einer Sekunde geschlossen und er sah für diesen kurzen Moment nur völlige Schwärze. Als sich die Augen nach diesem Blinzeln wieder öffneten, stand er noch immer an der selben Stelle. Diesesmal jedoch in der „echten“ Realität. Es war so dunkel wie um Mitternacht. Der Flur war voller Löcher und verbrannter Überreste. Ein Roboterarm lag direkt neben ihm. Er hatte sich die wohlige Atmosphäre des Sonnenuntergangs und den makellosen Flur nur so sehr erhofft, dass er dies tatsächlich für einige Zeit sah. Das Blinzeln brachte ihn in die Realität zurück. Ein weiteres Blinzeln brachte nichts. Sam griff in seine Hosentasche und zog eines der Bilder seiner Eltern hervor. Es zeigte seine Mutter mit ihm als Baby im Arm. Er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Vor ihm tauchte ein Mann auf, der wie ein Anwalt mit feiner Krawatte aussah. Diese Krawatte war verschmutzt und hing ihm wie die Zunge eines toten Monsters um den Hals. In seiner rechten Hand hielt der scheinbare Anwalt einen Stein, der wahrscheinlich von einem Wohnblock abgebrochen war. Hinter ihm tauchte mit lautem Keuchen ein weiterer Mann mit Bart und langem Mantel auf. Er hatte eine schlimm deformierte und blutende Stirn. Dieser hielt einen kleinen Holzpfahl in seiner Hand. Sam sah wieder auf das Bild und hörte, wie beide vor ihm aufeinander losgingen. Auf der vergilbten Rückseite des Fotos las er einen Satz, der nur halb erkennbar war. Dennoch konnte er ihn in Gedanken vervollständigen und ihm wurde klar: Dies alles, war des Ende der Menschheit.
"Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen."