
Willkommen im literarischen Zirkel des Habbo Hotels,
dieses Mal mit Geschichten zum Thema "Glockentöne".
Ganz ehrlich, am Anfang dachte ich noch das Thema wäre eventuell
zu anspruchsvoll für die Autoren der Schreibwerkstatt, da das Thema doch etwas abstrakt ist.
Umso erstaunter und begeisterter war ich dann beim Lesen der Geschichten. Spannende, bewegende und mitreißende Geschichten vom feinsten wurden geschrieben, manche basierend auf wahren Erlebnissen, so das einem das Herz ganz klamm wurde.
Michi und Joe hören die
Glocken der Hölle schlagen und Nadine geht auf Seelenreise. Wir treffen
Maylea die Königin von Ilarias und reisen durch Raum und Zeit um die Geschichte vom
Kampf der Lexicaner gegen die Devilliten zu verfolgen.
Ich kann euch versichern, es gibt einiges Gutes zu lesen. Und zwar
HIER in der Schreibwerkstattgruppe.
Nehmt euch ein bisschen Zeit und lest ein bisschen. Grüßt Lash & Larry, Radifoss und Pater Rudolf von mir wenn ihr sie trefft :-)
Besonders an Herz legen möchte ich euch auch die
Geschichte von
lullllllaaaa???, die ein tolles Abenteuer erzählt.
Die Gewinnergeschichte entführt uns auf eine ganz besondere Seelenreise, auf deren Fortsetzung wir gespannt sein dürfen
Leo-Chan
SeelenreiseMüde, wie immer, saß ich im Klassenraum. Die letzte Nacht war, wie immer, schrecklich gewesen. Schrecklich, gespenstisch und anstrengend.
Wie gerne hätte ich irgendjemandem erzählt, was ich Nacht für Nacht durchmachen musste. Aber dann, da war ich mir sicher, hätten sie mich eingeliefert. Und das, da war ich mir leider nicht so sicher, vielleicht zu Recht.
Die Pausenglocke riss mich aus meinem dösigen Halbschlaf. Ich machte mich auf zu den letzten beiden Stunden Sport.
Und dort geschah das, was mir jede Nacht passierte.
Meine Seele löste sich von meinem Körper.
Ja ich weiß, es klingt unnormal und krank. Aber es ist so!
Ich sprang gerade auf dem Trampolin, als ich dieses kribbelnde Gefühl hatte. Als ich im Sprung am höchsten war, sah ich von oben zu, wie mein Körper zurück zu Boden fiel. Ich selber blieb als Seele in der Luft, nur kurz, denn in dem Moment, in dem mein Körper das Tuch des Trampolins berührte, wurde mir schwarz vor Augen. Das Nächste, an das ich mich erinnern konnte, war, dass die ganze Klasse besorgt um mich herumstand und meinen Namen sagte.
„Alles in Ordnung“, beruhigte ich sie matt und wusste nicht, was ich noch sagen sollte.
‚Das passiert mir jede Nacht’ klang doch wohl zu unnormal.
Den Rest der Stunde verbrachte ich dann dösend am Rande des Geschehens. Ich schloss nur meine Augen und träumte vor mich hin, denn ich hatte Angst zu schlafen. Wie immer.
Gegen Abend legte ich mich schließlich wieder schlafen und mit der Dunkelheit der Nacht, kam auch die Angst. Ich hasste es. Jede Nacht schwebte ich, oder besser meine Seele, über das Land. Selbstverständlich sah ich manchmal wunderschöne Landschaften, die Nacht war wundervoll und ruhig. Aber es gab auch Nächte, in denen ich an Orte kam, die ich niemals besuchen wollte. Dort sah ich Leiden und Tod. Wie oft habe ich schon Menschen sterben sehen? Und ich war nur ein Geist, der über ihnen schwebte und ihnen nicht helfen konnte. In diesen Momenten wollte ich schreien, doch es ging nicht. Als Seele gab es keine Klänge für mich. Jeden Sinn, außer dem Sehsinn, ließ ich in meinem Körper zurück.
Bis zu dieser Nacht.
Ich legte mich, wie gewöhnlich, schlafen. Als ich langsam ins Land der Träume glitt, kam das kribbelnde Gefühl auf und meine Seele löste sich.
Auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, es war anders in jener Nacht.
Ich schwebte über ein mir unbekanntes Gebiet. Es hätte jedes Land sein können, jedes Kontinent auf dem riesigen Erdball. Obwohl mir bewusst war, dass ich noch nie an diesem Ort gewesen war, kam mir alles bekannt vor. So unglaublich bekannt und doch konnte ich mich nicht erinnern.
Plötzlich hörte ich es. Glockentöne. Eine Melodie. Leichte Schläge kleiner Glocken, sanfte Töne gemischt mit einzelnen lauten Klängen. Als ich den Tönen näher kam, verschwamm mein Blickfeld und schließlich wurde es schwarz.
Zitternd und schweißgebadet wachte ich auf. Ein Blick zur Seite und ich wusste, dass ich mich in meinem Zimmer befand. Es war mitten in der Nacht und stockfinster. Doch ich war hellwach, mein Herz raste, meine Ohren rauschten. Soeben hatte ich in meiner Seelenreise, wie ich es gerne nannte, Töne gehört. Ein Glockenspiel, so klar und deutlich. Gewiss, war das nicht normal gewesen. Normalerweise war es still auf meiner Reise, ich hörte noch nicht einmal mich selber, wenn ich über das Land zog. Doch diese Nacht hatte ich die Melodie gehört und sie hatte sich in meine Seele eingefressen. Hätte ich ein Glockenspiel vor mir gehabt, ich hätte es ohne Probleme nachspielen können.
Ich war mir sicher, dass diese Glockentöne die Lösung meines Problems war.
Die Fragen war nur: Wo war diese Lösung? Wo war diese Melodie? Wo fand ich diese Glockentöne?
Der Morgen kam und ich fühlte mich unfähig zur Schule zu gehen.
„Nadine“, rief meine Mutter mich eindringlich, doch ich bleib einfach in den Federn liegen.
Schließlich gab sie auf und ließ mich Zuhause, sie selbst machte sich wenige Minuten später auf den Weg zur Arbeit. Dies war meine Chance.
Ich sprang auf, packte meine Sachen und verließ das Haus.
Gewiss, was war unklug von mir zu glauben, ich würde das Glockenspiel finden, bevor meine Mutter Heim kehrte. Aber ich musste wenigstens suchen, ich wollte suchen. Ich musste es finden.
Im nächsten Internetcafé machte ich Halt und durchforstete die große Online Welt nach Informationen und vielleicht sogar nach genau dem Glockenspiel. Aber wie sollte ich die Töne beschreiben? Es war kein ‚kling kling klang’ wie ich es kannte. Es war kein ‚ding, dong, ding’ oder ähnliches. Es war kein einfaches Klingeln gewesen, es war mehr. Klänge, die tief in meinem Inneren waren, Klänge, wie mein Herzschlag, mal ruhig, mal schnell. Wie meine Stimme, einzigartig, melodisch, musikalisch.
Ich suchte und suchte, doch vergebens.
Niemand konnte mir helfen.
Niedergeschlagen setzte ich mich in die Bahn und fuhr. Fuhr, Fuhr, fuhr, stunden um Stunden, ziellos, endlos, rastlos.
So geschah es, dass ich einschlief. Erneut schwebte ich über dieses Gebiet. Ich erblickte ein Gebäude, welches einem Schloss ähnelte. Ein großer Turm war zu sehen, aus diesem schien die Melodie zu tönen.
„Junge Dame?“, so wurde ich aus meiner Reise gerissen.
„Ja?“, fragte ich verwirrt und sah den Schaffner vor mir an.
„Haben sie einen Fahrausweis?“, fragte er streng, da er wohl dachte, ich würde schwarzfahren.
Nach kurzem Suchen zeigte ich ihm die gewünschte Bescheinigung und er zog weiter.
Ich hielt Ausschau nach dem nächsten Schild, welches mir meinen Standpunkt verraten würde. Die nächste Station war also mein Ziel, ich stieg aus und fand mich auf einem kleinen, heruntergekommenen, dunklen Bahnsteig wieder.
„Klasse, Nadine. Du suchst dir natürlich das erste Kuhdorf aus, das du finden kannst“, murmelte ich mir selber zu und machte mich auf den Weg zum kleinen Bahnhofsgebäude in der Hoffnung, einen Menschen zu treffen.
Vor dem Haus saß ein Junge und da ich dachte, dass ich nichts zu verlieren hatte, sprach ich ihn an.
„Wo bin ich hier?“, fragte ich höflich und sah auf ihn hinab, da er auf dem Boden hockte.
„Am bobba der Welt“, murrte er und sah hinauf.
Er hatte pechschwarzes Haar und dunkle Augen.
„Ach so“, meinte ich unbeeindruckt. „Du sag mal. Gibt es hier ein Schloss? Mit einem hohen Glockenturm?“
Kurze Stille, dann lachte er auf und sah mich an, als hätte ich ihn soeben gefragt, ob Kühe lila wären.
„Ein Schloss?! In dieser Gegend? Nein. Wie kommst du darauf?“
„Keine Ahnung“, murmelte ich entmutigt, es wäre auch zu leicht gewesen.
Schließlich bedankte und verabschiedete ich mich von dem Jungen, wand mich ab und ging in das Gebäude, welches menschenleer war.
Ein Blick auf den Fahrplan und ich erschrak. Soeben hatte ich die letzte Bahn hierher genommen und es gab zu dieser späten Stunde kein zurück mehr für mich.
„Super Nadine“, tadelte ich mich selber und trat wieder auf die Tür zu. Vielleicht konnte ich bei dem fremden Jungen bleiben, vielleicht wartete er auch.
Wortlos ließ ich mich neben ihm auf dem Boden nieder.
So saßen wir da, zwei junge Menschen, schweigend im Nirgendwo in der stockfinsteren Nacht.
„Ein Schloss nicht“, sagte er nach Stunden, was mich zum aufzucken brachte. „Aber eine alte Kirche, auf dem Friedhof.“
„Hat sie ein Glockenspiel?“, fragte ich aufgeregt.
„Ja.“, antwortete er.
„Führ mich hin!“, befahl ich, sprang auf und zog ihn mit.
Unterwegs redeten wir nicht viel. Ich erfragte seinen Namen und fand heraus, dass er Lucas hieß. Diese Information reichte mir, wie alt er war, was er nachts auf dem Bahnhof machte, wollte ich nicht wissen. Sicher hätte er mir sonst die gleichen Fragen gestellt und warum ich unbedingt diese Kirche finden wollte und die Antworten, hätten mich zum schwitzen gebracht.
Wir kamen an. Vor uns lag der Friedhof in all seiner gespenstischen Ruhe.
‚Es ist nichts’, versuchte ich mir einzureden, während wir langsam zwischen den dunklen Gräbern hindurch auf das Kirchengebäude zugingen. ‚Nur Tote. Und Tiere. Mehr nicht, Nadine.’
Doch ich war froh, als ich endlich in der Kirche ankam.
Lucas führte mich zu dem besagten Glockenspiel, erwähnte dann erst, dass es schon seit Jahren nicht mehr gespielt hatte.
Das nahm mir den Wind aus den Segeln.
Deprimiert ließ ich mich neben den Glocken nieder und sah zur Decke.
Eine Weile ging Lucas um die Glocken herum, setzte sich dann zu mir und schwieg.
Obwohl ich das Gefühl hatte, dass ich richtig war, war ich mir sicher, ich wäre falsch. Vom Gespür her wusste ich, das hier ist der Ort, an dem ich befreit werden würde.
Am besten wäre es, ich würde schlafen, in der Hoffnung näheren auf meiner Seelenreise zu erfahren. Ich lehnte mich also an Lucas und schloss die Augen, versucht so einzuschlafen, was mit misslang.
Stundenlang saßen wir da ohne zu schlafen, stundenlang.
Und ich fühlte mich immer verlorener.
Doch ich wusste, ich würde nicht aufgeben.
Ich würde das Geheimnis der Glockentöne lüften.
Und endlich frei sein.
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Wenn Du selber mal Lust hast eine Geschichte zu schreiben, oder dich mit anderen Autoren im Habbo auszutauschen, dann komm doch mal in die
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Bitte beachte aber, dass
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Das nächste Thema für Gedichte und Geschichten ist "Zwischen den Zeilen" - Zeit habt ihr bis zum 4. Juni um 12 Uhr Mittags.cheerio,