Neuromancer Schreibwerkstatt

Neuromancer Schreibwerkstatt

Abseits!

Hallo Habbos,
die Jugend von heute liest nur noch im Internet, schreiben können die sowieso nicht, Fantasie kennen die doch gar nicht, nur noch Computerspiele....so oder so ähnlich kommen manchmal Klagen von Leuten die keine Ahnung haben.
Was soll ich sagen, die Schreibwerkstatt beweist jedes Mal aufs Neue, dass daran kein Fünkchen wahr ist.
Das Thema diesmal war "Abseits" und ich war überrascht und bewegt, wie tiefgründig einige der Habbo Autorinnen und Autoren das Thema angegangen sind. Mobbing, Einsamkeit, das Ausgeschlossen sein, kurz: das im Abseits stehen war das zentrale Motiv vieler Erzählungen die mich zum Teil sehr gerührt haben.

Fußballgeschichten des FC Hundehausen, "Schilli" die schüchterne Lillie und ihre tragische Liebesgeschichte mit Simon, Die Story von Ilka und den Anderen - Viele schöne Geschichten warten auf euch. Besonders schön sind die Hexengeschichte von Halbelfe, der Fußballklassiker mit Daniel und Manni von Cordisuperstar oder die Abenteuergeschichte von Mr.Stunner (langsam denke ich wir haben einen getarnten Autor unter uns :-)).
All das und noch viel viel mehr werdet ihr im Forum der Schreibwerkstatt finden.
Und auch wenn das Wetter gerade eher zum baden einlädt, nehmt euch ein bisschen Zeit und lest die Geschichten in der Schreibwerkstatt. Es lohnt sich, wirklich.

Die Gewinnergeschichte ist mit sofort durch ihre kunstvollen und schönen Sätze aufgefallen, Konstruktionen wie '. Mein Schulranzen zog mich nach unten, meine Stimmung noch mehr.." oder "Die einstige Schönheit dieses Hauses war mit meinen Großeltern verschwunden..." lassen ein Sprachgefühl und eine poetische Ader erkennen, die auf großes hoffen lässt.
Aber nun genug auf die Folter gespannt, hier ist die Gewinnergeschichte:



Elli3398w

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, wir hatten Hausaufgabenfrei, kurz um:
Ein perfekter Tag. Nur nicht für mich. Mein Schulranzen zog mich nach unten, meine Stimmung noch mehr und langsam schleppte ich mich so nach Hause. Wir hatten heute die Ex zurückbekommen….Eigentlich hätte ich bestanden! Sogar mit einer Eins! Aber ich war „beim Abschreiben erwischt worden“, was „von Zeugen bestätigt“ worden ist. Natürlich achtete niemand darauf, dass ich neben unserer dümmsten Klassenkameradin saß, und diese „Zeugen“ allesamt Freunde von ihr waren. Falsche Schlangen, Neider! Aber ich war wieder die Schlechte, die Böse…. die Außenseiterin. Aber wie sollte ich das meiner Mutter erklären? Wenn ich Glück hatte, war sie noch nüchtern genug, um die Mitteilung zu unterschreiben, aber dennoch genau richtig abwesend, um die Note nicht zu bemerken. Das könnte schwierig werden. Schlapp trat ich gegen unser verrostetes Gartentor, welches ächzend aufschwang. Der verwilderte Garten war ein trauriger Anblick, ich erinnerte mich noch, wie er früher ausgesehen hatte. Bevor Opa starb. Bevor Marcus erkrankte. Bevor Mutter süchtig wurde. Um die Haustür stand es nicht besser, modernde Flecken zogen sich über das gesamte Holz. Ich öffnete sie und ließ leise meinen Schulranzen in die Diele fallen. Dann ging ich die linke Treppe hoch, die rechte war einsturzgefährdet. Wir lebten in einer alten Villa, die allerdings ziemlich heruntergekommen war. Die einstige Schönheit dieses Hauses war mit meinen Großeltern verschwunden, ausgelöscht, durch das Desinteresse meiner Mutter an ihm und an allem anderen. Vorsichtig lugte ich in Marcus’ Zimmer. Tatsächlich, wie immer lag er dort, bleich, die blonden Haare wie ein Heiligenschein um sein Gesicht. Behutsam setzte ich mich auf das Bett neben ihn. „Seit acht Jahren“, dachte ich, „seit acht Jahren hatte er Leukämie“. Nach den Ärzten hätte er vor fünf Jahren sterben sollen. Aber mein Bruder hatte durchgehalten, hatte sich Jahr für Jahr ans Leben geklammert. Er schlief nun den Schlaf eines erschöpften, aber glücklichen Siegers.
„Er wird weiterleben“, dachte ich glücklich im Stillen. Meine Mutter hingegen hatte sich immer mehr vom Leben verabschiedet. Zuerst starb Oma, dann Opa, und schließlich wurde Marcus krank. Ich kann mich nicht einmal erinnern, wann sie das letzte Mal aus dem Haus gegangen ist. So lernte ich mit neun Jahren die gesamte Verantwortung einer Familie zu tragen. Ich kochte, putzte, ging einkaufen, kümmerte mich um Marcus und unsere Mutter, so gut ich eben konnte. Immer war ich in Sorge, es würde jemandem auffallen, dass ich todmüde war, von der Schule wegblieb oder dass Mutter uns vernachlässigte. Vielleicht würde das Jugendamt schon bald an der Tür klopfen. Aber ich hielt es durch, kämpfte wie mein Bruder, jedoch auf meine Weise für unser Leben. Doch ich verschloss mich immer mehr meinen Freunden, vernachlässigte sie, rief nicht mehr an und war am Ende allein. Eben abseits, abseits vom allem, was man Leben nennt. Genug der traurigen Vergangenheit dachte ich, zurück in die nicht bessere Gegenwart. Ich musste Mutter finden. Zuerst suchte ich im Wohnzimmer, dann in der Küche. Nichts. Schlafzimmer, Bad. Keine Spur. Letzter Versuch, Dachboden und Keller. Wo war sie bloß? Nun doch ein wenig ängstlich fing ich an zu rufen, rannte nochmals von einem Raum in den anderen, fand aber niemanden. Zitternd setzte ich mich auf unser ausladendes, staubiges Nostalgiesofa. Da drang plötzlich ein „Maggie! Mag!“, undeutlich zu mir herunter. Marcus! Er war aufgewacht und rief nach mir! Schnell lief ich zu ihm. Er saß im Bett mit roten Backen und leuchtenden Augen. Aufgeregt zeigte er aus dem Fenster. Dort draußen arbeitete Mutter fröhlich im Garten. Das konnte nicht sein. Mutter ging nie, nie aus dem Haus! Auch nicht in den Garten! Doch ich hatte den Gegenbeweis direkt vor meinen Augen, welcher uns auch noch strahlend zuwinkte. Von hinten näherte sich ein großer Mann, und ich wollte schon entsetzt aufschreien, als Mutter ihm einen Kuss auf die Wange gab und nun beide winkten.
„Marcus….was ist da los?“, fragte ich wie in Watte.
„Na, erinnerst du dich nicht mehr? Das ist unser Nachbar, Herr Faber. Er hatte Mutter angeboten, ihr heute bei der Gartenarbeit zu helfen.“
Ach so, Herr Faber. Er hatte mir immer geholfen, wenn ich irgendetwas nicht mehr geschafft hatte, war dann immer öfters zu uns gekommen und war für uns auch mit dem Auto einkaufen gefahren. Schließlich hatte er sogar einige Male für uns alle gekocht.
Dann sickerte der Rest der Antwort zu mir durch. Gartenarbeit? „Gartenarbeit? Mutter geht doch nie aus dem Haus! Auch nicht in den Garten!“, sagte ich völlig außer Stande auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Ich verstand überhaupt nichts mehr.
„Na ja, heute Morgen war Mutter so fröhlich, hat für mich Frühstück gemacht und gefragt, wo du bist. Da habe ich ihr gesagt, dass du wegen deinem Job mit den Zeitungen immer so früh aus dem Haus gehst, und sie wurde ganz traurig. Aber dann kam Herr Faber zu uns rüber …“.
Den Rest des Satzes hörte ich schon nicht mehr, ich raste die Treppe hinunter. Die falsche Treppenseite! Eine Stufe gab unter mir nach, krachte ein. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein linkes Bein. Egal, ich hastete den Rest der Treppe weiter hinunter und stürtzte in den Garten.
„Mutter! Warum bist du im Garten?“, stammelte ich völlig außer Atem als ich bei ihr angekommen war.
„…Seit wann nennst du mich Mutter? Und wieso sollte ich nicht im Garten sein? Darf ich das nicht?“, fragte sie mich. Sie blickte mich mit einem Stirnrunzeln an.
„Komm bitte einmal mit…“, meinte ich leise und ging Richtung Haus voraus. Zögerlich folgte meine Mutter mir. So standen wir ein wenig unschlüssig in der Diele, bis ich das Wort ergriff: „Ich dachte bloß…naja…du bist schon seit Jahren nicht mehr aus dem Haus gegangen und ich habe nach dir im Haus gesucht und nicht gefunden. Und da sehe ich dich plötzlich im Garten stehen. Ich verstehe das einfach nicht. Und dann auch noch mit Herr Faber! Was hat das zu bedeuten?“
„Ich habe mich entschlossen, wieder ins Leben zurück zu kehren, Maggie. Ich war lange genug nicht für euch da. Aber Herr Faber, ich meine Dirk, hat mir geholfen, hat mich wieder aufgebaut und gestärkt. Er hat mich aus dem Abseits gezogen, Maggie! Kennst du den Ausdruck „Im Abseits stehen“? Genau das tat ich! Zwar nicht im Fußball, sondern, viel schlimmer, nämlich im Leben! Mir war alles egal, und das ist unverzeihlich. Doch nun hat durch Dirk alles wieder seinen Sinn bekommen…und…ich mag ihn wirklich sehr gerne“, flüsterte Mutter errötend. Langsam breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich verstand. Endlich! Ich war mir sicher, nun würde alles besser werden.



Wenn Du selber mal Lust hast eine Geschichte zu schreiben, oder dich mit anderen Autoren im Habbo auszutauschen, dann komm doch mal in die Schreibwerkstatt.
Bitte beachte aber, dass geklaute Gedichte oder Geschichten nicht nur gelöscht werden, nein, außerdem wird man dauerhaft vom Wettbewerb ausgeschlossen. Das gilt jeweils für beide Wettbewerbe. Wer bei der normalen Schreibwerkstatt gesperrt ist, darf auch bei der Reimwerkstatt nicht mehr mitmachen. Also lasst es einfach. Außerdem werden bearbeitete Einträge nicht gewertet, um so Ideenklau auszuschließen. Am besten Ihr schreibt die Geschichten oder Gedichte erst fertig und postet sie dann. Im Zweifelsfall am besten ganz neu posten bevor euer Post noch gelöscht wird.
Außerdem findet ihr jetzt ganz neu in der Schreibwerkstatt ein paar Tipps und Tricks, die euch helfen können, eure Geschichten zu verbessern!


Das nächste Thema für Gedichte und Geschichten ist "Das Rad der Zeit" - Zeit habt ihr bis zum 16. Juli um 12 Uhr Mittags.

cheerio,