Neuromancers Schreibwerkstatt - die Gewinner

Neuromancers Schreibwerkstatt - die Gewinner

Richtig gelesen, es gibt gleich mehrere...

Also ich muss schon sagen, auch diesmal war ich wieder begeistert von den geposteten Geschichten. Natürlich haben auch diesmal wieder einige versucht zu betrügen, obwohl sie sich damit dauerhaft von Wettbewerb disqualifizieren. Einer hat sogar direkt aus dem Buch "Die unendliche Geschichte" abgeschrieben. Sehr schade.
Aber nichtsdestoweniger waren tolle Geschichten dabei! Man konnte lernen das Zeus gerne X-box spielt und das der Habbo Tausendi seinen Namen vom Sieg über 1000 Trolle hat.
Listenreiche Kämpfe gegen Schamanen wurden ausgetragen, und auch wer schon immer wissen wollte was es mit dem Apfelbaum der Feindschaft auf sich hat, wurde fündig.
Wer noch nicht im Geschichten Thread gestöbert hat, sollte das unbedingt tun, es ist eine kurzweilige und lesenswerte Lektüre.
Besonders gut hat mir "Der Gewitterriese" von !--joshi--! gefallen. Die Geschichte hat zwar leider nicht gewonnen, aber mir dennoch so gut gefallen, dass ich Sie mit einem Möbelpreis auszeichne.

Da die Auswahl so schwer fiel haben diesmal gleich 2 Geschichten gewonnen, deren Schreibstil, Kreativität und Fantasie mich am meisten beeindruckt haben.
Glückwunsch an Florimel und blueeyes1992 zur ihren tollen Geschichten!
Das nächste Thema (passend zu meinem Urlaub) ist "Fata Morgana", ich bin schon gespannt was es diesmal so zu lesen gibt. Der Einsendeschluss ist der 8. November da ich erst dann wieder da sein werde.
Hier geht’s zur Schreibwerkstatt.

Und hier sind nun die beiden Gewinnergeschichten, viel Spaß beim lesen!



Florimel - "Gewitter"
Jenna lag auf ihrem Bett. Sie atmete aus und blickte träge dem grauen Zigarettenqualm nach, der langsam durch das offene Fenster nach draußen entschwebte.
Obwohl sie die Fenster bis zum Anschlag geöffnet hatte, war es stickig heiß in ihrem Zimmer. Die Sonne schien in den letzten Tagen mit einer solchen Kraft, als ob sie vorhatte, die ganze Erde auf einmal auszutrocknen.
Jenna dachte ernsthaft darüber nach, sich sämtliche Kleider vom Leib zu reißen und einfach splitternackt herumzulaufen.
Plötzlich klopfte es an der Zimmertür. „Jenna?“ Die Stimme ihrer Mutter.
Schnell zog sie noch einmal an der Zigarette, dann warf sie sie mit einer flinken Handbewegung aus dem Fenster.
„Was ist?“ fragte sie genervt.
Die Tür wurde geöffnet und ihre Mutter trat ein.
Innerhalb von Sekundenschnelle nahm ihre feine Nase den Zigarettenrauch wahr.
Jenna beobachtete, wie sich ihr Gesicht vor Ärger verzog. Mist.
„Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Bist du bescheuert, in deinem Alter zu rauchen? Du bist fünfzehn!“
Ihr Gesicht hatte sich rot gefärbt, wie immer, wenn sie sich aufregte. Jetzt wurde auch Jenna sauer.
„Und du? Bist du bekloppt, mich so anzuschreien? Kauf mir lieber einen Ventilator, ich geh fast ein in diesem stickigen Zwinger!“
– „Jenna, um Himmels Willen, es geht hier nicht um irgendeinen blöden Ventilator, sondern um deine Lungen!“ – „Genau, um meine Lungen! Außerdem kann ich in meinem Zimmer machen, was ich will und jetzt RAUS!“ Jenna schritt energisch zur Tür und riss sie demonstrativ auf, um ihrer Mutter den Weg zu weisen.
Wieso regte sich ihre Mutter überhaupt so auf? Wusste sie denn nicht, dass jeder in ihrer Klasse rauchte?
„Du verstehst doch überhaupt nichts!“ brüllte sie ihrer Mutter ins Gesicht.
Die antwortete nun mit einer etwas ruhigeren Stimme.
„Solange du im Haus deiner Eltern wohnst, wird hier nicht geraucht. Hast du das verstanden?“
Sie hielt einen Augenblick inne, um auf eine bestätigende Geste Jennas zu warten, aber als diese keine Miene verzog, sprach sie weiter.
„Wenn dein Vater heute Abend von der Arbeit zurückkommt, werden wir uns eine Strafe ausdenken.“
Warum musste ihre Mutter auch immer das letzte Wort behalten?
„Denkt euch doch aus, was ihr wollt, man! Dann zieh ich eben aus!“ schrie Jenna mit heiserer Stimme, die vor Wut bebte.
Sie stürmte an ihrer Mutter vorbei die Treppe hinunter und die Haustür hinaus. Die zog sie mit einem so heftigen Knall hinter sich zu, dass sie sich wunderte, weshalb sie nicht aus den Angeln flog.
Sie packte ihr Fahrrad, das gegen die rote Backsteinwand ihres Hauses gelehnt war und schwang sich in den Sattel. Wütend trat sie in die Pedalen und innerlich verfluchte sie ihre ignorante Mutter.
Vor ihrem inneren Auge sah sie Kai, Björn, Eva und die Anderen aus ihrer Klasse, die alle lässig eine Zigarette zwischen den Fingern balancierten.
Sie sah nach oben zum Himmel und verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, als sie in die Sonne blickte. Die schien immer noch ungnädig auf sie herab und ließ regelrechte Schweißbäche an ihrem Körper hinunterlaufen.
Trotzig zog sie eine neue Zigarette aus dem Päckchen in ihrer Hosentasche und zündete sie an.
Sie bog jetzt auf eine breite Landstraße ein, die von hohen Bäumen gesäumt war. Die Bewegung hatte ihren Wutausbruch gestillt.
Eine frische Brise wehte nun und kühlte ihr die klamme Haut.
In Gedanken versunken fuhr sie weiter. Als sie nach einer Weile auf ihre Armbanduhr guckte, bemerkte sie, dass sie schon eine halbe Stunde gefahren war.
Es wehte jetzt ein kräftiger Wind, der sie frösteln lies. Sie blickte gen Himmel. Er hatte sich schlagartig verdunkelt. In der Ferne hörte man ein leises Grollen, dunkel und unheilvoll.
Da spürte sie die ersten Tropfen auf der Haut.
Ihr wurde auf einmal bewusst, wie gefährlich das war, auf einer Landstraße bei Gewitter Fahrrad zu fahren, umgeben nur von tief gelegenen Feldern und den Bäumen, die an beiden Seiten der Straße standen und sich im Wind hin und her wiegten.
Doch da sah sie etwa hundert Meter weiter ein kleines Bushäuschen aus Beton.
Sie beugte sich tief über den Lenker ihres Fahrrads und erreichte gerade noch den Unterschlupf, bevor ein gewaltiger Platzregen losbrach.
Sie lehnte ihr Fahrrad an eine Seitenwand des Bushäuschens. Es war recht geräumig, hatte die Breite von etwa 2 und die Länge von 4 aneinander gereihten Schülertoiletten.
Jenna kauerte sich auf eine graue Betonbank, die rechts hinten an der Wand angebracht war. Sie blickte gerade nach draußen und beobachtete fasziniert, wie der Wind und der Regen die Bäume peitschten und durchrüttelten, als plötzlich ein Mädchen in das Häuschen gestolpert kam.
Sie erschien so plötzlich und unerwartet, dass Jenna vor Schreck zusammenzuckte. Sie war von oben bis unten durchweicht und ihre roten Haare klebten ihr am Gesicht.
„Hey“ stieß sie nun schwer atmend hervor. Sie war gerannt.
„Hallo“ antwortete Jenna.
Das Mädchen musste ungefähr in ihrem Alter sein. Es lächelte sie an, aber nur ihr Mund verzog sich, ihre Augen blieben ernst.
„Was für ein Sturm, nicht? Ich habe den Bus verpasst und bin gelaufen. Dann hat es aus heiterem Himmel angefangen zu regnen und ich bin klatschnass geworden.“
Sie machte einen sympathischen Eindruck. Jenna rückte ein bisschen zur Seite, sodass sie sich setzen konnte.
„Ich bin Mandy“
Auch Jenna stellte sich vor. Sie schwiegen eine Weile. Plötzlich gab es einen grellen Blitz, gleich gefolgt von einem lauten Krachen. Mandy schrak zusammen. Sie war ganz bleich geworden und ihre Finger verkrallten sich in ihrem T-Shirt.
„Was ist denn?“, fragte Jenna besorgt. „Ist dir nicht gut?“
– „Tut mir Leid… Ich… Ich kann Gewitter nur nicht so gut verkraften.“
Ein neuer Donner krachte ohrenbetäubend laut und Mandy sprang erschrocken auf.
Sie zitterte mittlerweile unkontrolliert.
„Ganz ruhig“ versuchte Jenna sie zu beruhigen.
Sie legte ihr die Hand auf die Schulter. Doch Mandy kauerte sich auf den Boden und verkroch sich in die hinterste Ecke des Häuschens. Jenna wusste nicht recht, was sie machen sollte. Einerseits fand sie es ein bisschen komisch, dass jemand so in Panik geriet wegen eines Gewitters. Andererseits sah Mandy dort in der Ecke sehr hilflos und verlassen aus. Es verursachte ihr Unbehagen, jemanden so verängstigt zu sehen. Sie hockte sich neben dem Mädchen auf den Boden. Mandy weinte. Jenna schlug einen Arm um sie.
„Sch, sch. Es ist ja bald vorbei. Alles wird gut.“
Dann wiegte sie sie langsam vor und zurück, so wie ihre Mutter es immer bei ihr machte, wenn sie traurig war.
Sie konnte nicht sagen, wie viele Minuten sie schon auf dem Boden neben Mandy ausgeharrt hatte, als der Himmel sich wieder aufhellte und Regen und Donner weiterzogen.
Mandy hatte aufgehört zu weinen.
Sie wandte Jenna ihren Kopf zu. Ihre Augen waren verquollen und rot.
„Tut mir Leid. Gewitter jagt mir nur höllische Angst ein.“
– „Setzen wir uns doch erst mal wieder auf die Bank.“, schlug Jenna vor, denn ihr Rücken hatte langsam angefangen zu schmerzen von all der Zeit auf dem Boden.
Sie setzten sich hin.
„Ich weiß, ich komm dir bestimmt verrückt vor.“, sagte Mandy und Jenna musste innerlich schon zugeben, dass sie Mandys Reaktion vielleicht ein bisschen übertrieben fand.
„Vielleicht erscheint dir alles weniger verrückt, wenn ich dir meine Geschichte erzähle.“, meinte Mandy.
Na gut. Was kann es schaden? Jenna nickte ihr aufmunternd zu. Mandy räusperte sich noch einmal, bevor sie begann, zu erzählen
„ Die Geschichte ist eigentlich recht kurz. Vor zwei Jahren wurde meine Mutter krank. Sie lebte ein langes Jahr mit ihrer Krankheit, aber dann ist sie gestorben. Als ich jene Nacht ein letztes Mal ins Krankenhaus fuhr, um ihr Lebewohl zu sagen, gab es ein Gewitter.
Der Regen klatschte nur so gegen die Windschutzscheibe, als mein Vater und ich im Auto durch die Nacht rasten. Das Grollen des Donners war für mich wie ein Symbol für die dunkle Trauer, die in meinem Herzen war… und immer noch ist.
Ich glaube, seitdem verbinde ich Gewitter mit dem Tod meiner Mutter. Mit Spritzen, Krankenhaus und Dahinschwinden. Deshalb überfallen mich jedes Mal Angst und Panik bei einem Gewitter… Ich kann nichts dagegen tun, so sehr ich mich auch anstrenge.“
Mandy starrte auf die verlassene Landstraße hinaus.
Jenna wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber sicher nicht dies.
„Das ist ja eine schreckliche Geschichte“, brachte sie mit dünner Stimme hervor. Auf einmal kam ihr es ihr gar nicht mehr so seltsam vor, dass Mandys Augen nie mitlächelten.
„Es ist okay, dass du Angst vor Gewittern hast. Jeder hat vor irgendetwas Angst.“
Wenn es doch nur das einzige wäre, was Mandy von dem Tod ihrer Mutter mit sich getragen hätte. Die Angst vor Gewittern. Doch Jenna erinnerte sich an die Trauer, die Mandy erwähnt hatte.
„Woran ist deine Mutter denn gestorben?“, wagte sie zu fragen.
„An Lungenkrebs. Sie hat jahrelang geraucht.“
Das Zigarettenpäckchen in Jennas Hosentasche fühlte sich auf einmal an, als ob es sich in einen spitzen Stein verwandelt hätte, der unangenehm an ihr Bein drückte.
„Ich streite mich oft mit meiner Mutter“ sagte sie dann plötzlich.
Sie wusste auch nicht genau, wieso sie das gerade jetzt sagte.
Mandy blickte sie an. Dann sagte sie leise; „Weißt du, man merkt erst, wie viel einem etwas bedeutet, wenn es nicht mehr da ist.“
Dann sah Mandy auf ihre Uhr.
„Ich muss jetzt wirklich nach Hause, mein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen um mich.“
– „Möchtest du mir deine Telefonnummer geben? Dann können wir uns vielleicht verabreden.“, fragte Jenna.
Sie hatte auf einmal ein starkes Verlangen, Mandys Augen lächeln zu sehen. Sie tauschten ihre Telefonnummern aus.
„Danke noch mal“ sagte Mandy und lächelte ihr halbes Lächeln.
Als das rothaarige Mädchen kurz darauf auf die Straße hinausschritt und fortging, hatte Jenna das Gefühl, sie hätte noch mehr gewonnen als eine neue Freundin.
Vor ihrem Haus angekommen blieb sie an der Mülltonne stehen.
Die anderen Kinder aus ihrer Klasse waren jetzt weit weg.
Sie zog die Zigarettenpackung aus ihrer Hosentasche und als sie den Mülldeckel wieder zufallen ließ, fühlte sie sich um hundert Kilo erleichtert.
Sie klingelte an der Haustür. Ob ihre Mutter wohl noch sauer auf sie war?
Die Tür ging auf.
„Hallo, Mama“, sagte Jenna.
Sie hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Sie hatte mit Ärger gerechnet, doch stattdessen zog ihre Mutter sie in ihre weichen Arme.
Jenna schluckte schwer und plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie dachte daran, was Mandy ihr gesagt hatte.
Dass einem die Bedeutung von etwas erst richtig klar wird, wenn man es verloren hat.
Auf einmal kam ihre Mutter ihr doch nicht mehr so schlimm und böse vor. Leise weinte sie, während ihre Mutter sie fest an sich presste und langsam hin und her wiegte. „Sch, sch“, hörte sie die Mutter flüstern, „bald ist alles wieder gut.“.





blueeyes1992 - "Siana - Die Gewitterfreundin"


Leise wehte der warme Wind über das Feld. Die Ähren ließen sich sanft umschmeicheln und wiegten sich im Takt der Melodie, die der Wind pfiff.
Auch Stella passte ihre Schritte dem Wind an, während sie auf dem Feld arbeitete, doch als sie zum Himmel blickte, hielt sie erschrocken inne: Graue Wolkenmassen türmten sich am Horizont auf.
Schnell suchte Stella ihre Habseligkeiten zusammen und suchte Schutz in der Scheune.
Gerade als sie das schwere Tor hinter sich schloss, prasselten die ersten zaghaften Regentropfen auf die Erde nieder. Obwohl sie ihre Arbeit unterbrechen musste, war sie irgendwie auch dankbar für den Regen, denn sonst wären ihre Felder bald vertrocknet.
„Ich hab aber Angst, Mama.“ Panisch riss Stella die Augen weit auf und suchte nach dem Kind, das diese Worte gesagt hatte.
Doch die Scheune lag leer und verlassen dar. Sekundenspäter ließ ein gewaltiger Donnerschlag die Erde erbeben.
„Aber Mama. Ich will nicht so laut sein!“ Die Stimme klang weinerlich und verloren.
Stella nahm sich eine Schaufel, die gegen die Wand lehnte und schlich damit in der Scheune umher.
„Wer ist da?“, flüsterte sie vorsichtig. Doch nur ein weiterer Donnerschlag antwortete ihr.
Ängstlich kauerte sie sich in einer Ecke zusammen, die Schaufel kampfbereit erhoben.
„Bitte Mama. Ich will einfach nicht. Was ist, wenn ich jemanden verletze?“
Donner.
„Aber Mama…Ich will einfach nicht.“
Donner.
Stella schüttelte energisch den Kopf, als sich eine verrückte Idee darin zusammenreimte.
Hörte sie die Stimme eines Gewitters?
„Nein!“, flüsterte sie sich selbst zu. „NEIN!“, wiederholte sie etwas lauter.
„Wer ist da?“, fragte die geisterhafte Stimme zaghaft.
„Kannst du mich etwa hören?“ Stella erhob sich langsam und ging zum Scheunentor.
Vorsichtig öffnete sie es und starrte in den wolkenbehangenen Himmel.
„Ja. Doch wer bist du?“ Während die Stimme sprach, zuckten kurze Blitze über den Himmel.
„Ich…Bin Stella.“
„Stella. Wunderschöner Name.“, ein leises Lachen lag in der Stimme, doch sie klang immer noch sehr zaghaft und zurückhaltend.
„Und du?“
Ein Donnerschlag ertönte und ließ Stella erschauern.
„Mama! Lass mich endlich allein!“ Helle Blitze überzuckten den Himmel und tauchten die Felder in ein unheimliches Licht.
„Ich bin Siana.“
„Und was machst du hier?“
„Ich soll hier gewittern. Meine Mama sagt, ich werde auch so ein großes Gewitter werden, wie mein Vater. Aber ich will einfach nicht.“
Stella sah in den Himmel und runzelte angestrengt die Stirn.
Träumte sie etwa?
Doch dann stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Selbst wenn es nur ein Traum war, so war er zu aufregend um ihn nicht zu Ende zu träumen.
„Und warum willst du nicht?“
„Weil Gewitter schlecht sind. Ich werde deine Scheune in Brand stecken und alles vernichten.“
Erschrocken sprang Stella aus der Scheune heraus. Immer noch prasselte der Regen sehr zaghaft auf die ausgetrocknete Erde nieder.
„Warum solltest du so etwas tun?“
„Gewitter tun so etwas nun mal.“
„Und warum?“
„Das weiß ich doch auch nicht!“ Ein plötzlicher, heftiger Regenschauer ging auf Stella nieder.
Sie stieß einen spitzen Schrei aus und sprang in die Scheune zurück.
„Es tut mir Leid!“, sagte Siana erschrocken und sofort ließ der Regen nach.
„Selbst den Regen magst du nicht.“
„Natürlich mag ich den Regen!“, protestierte Stella heftig.
„Er bewässert meine Felder.“
Die Wolken lichteten sich etwas, so dass sanfte, warme Sonnenstrahlen auf das Feld fielen.
„Darf ich dann immer hier regnen?“, fragte Siana vorsichtig.
Stella trat hinaus in das warme Sonnenlicht und rief: „Ich bitte dich darum!“
Der Himmel klarte vollkommen auf und ein glockenhelles Lachen erklang, in das Stella freudig mit einstimmte.
Nun waren die Beiden die besten Freundinnen.
Immer wenn Siana ihre Arbeit verrichtete, ruhte Stella in der Scheune und unterhielt sich mit ihrer neuen Gefährtin. Sianas Eltern waren sehr stolz auf sie, da sie nun eine Arbeit verrichtete, die ihr Spaß machte. Viele Gewitter nahmen sich an ihr ein Beispiel und schmiedeten Bündnisse mit den Menschen. Und von diesem Tage an vertrockneten Stellas Felder und auch die vieler Anderen nie wieder.